Du bist erst dann wirklich erfolgreich wenn Deine Schwiegermutter das sagt.

Unglaublich: gestern (12.07.2017) fand sich in der Süddeutschen Zeitung auf Seite 8 folgendes Diagramm:

In jeder Excel-Schulung predige ich, dass Datumsangaben, die nicht äquidistant sind, nicht auf einem Liniendiagramm mit gleichem Abstand abgetragen werden dürfen. Man muss ein Punktdiagramm (ein XY-Diagramm) verwenden, um den unterschiedlichen Abständen Rechnung zu genügen. Sonst wird das Diagramm und seine Aussage verzerrt.

Haben die nicht aufgepasst (schlampig) oder wollen die bewusst Daten verdrehen (böswillig)?

3 Kommentare

  • Jake

    In dem Diagramm stimmt noch mehr nicht: der vorletzte Wert der Frauen-Lebenserwartung ist nicht korrekt eingetragen…

    • Medardus

      Es stimmt einiges nicht in dem Diagramm
      http://www.sueddeutsche.de/panorama/lebenserwartung-wermutstropfen-1.3581366
      Ich habe an die Süddeutsche Zeitung folgenden Leserbrief geschrieben:
      ich finde dieses Diagramm zutiefst problematisch. Nicht nur aufgrund der falsch gewählten x-Achse, sondern auch wegen der Farbwahl. Warum sind die männlichen Russen blau?
      Es folgt keine Erklärung darüber, ob die Mitte die arithmetische Mitte oder die gewichtete Mitte ist.
      Wenn Sie die Erwartung berechnen, gehen Sie von der Gesamtheit der Russen aus. Hat sich diese nicht stark nach Perestroika gewandelt; das heißt: sind nicht viele junge, arbeitswillige Russen in den 90er Jahren ausgewandert? Das Diagramm verschleiert die Absolutzahlen (die Geburtentrate in Russland sinkt).
      Schließlich halte ich es problematisch von Trends zu sprechen, das heißt: ein Liniendiagramm zu verwenden. Wenn eine Person stirbt ist dieses diskrete Ereignis unabhängig für den Tod einer anderen Person. Dazwischen gibt es keinen kausalen Zusammenhang, den Sie aufgrund der Linienführung implizieren. Ein anderer Diagrammtyp wäre besser gewesen.
      Fazit: dieses Diagramm reiht sich ein in die leider häufig zu lesende tendenziöse Bereichterstattung über andere Länder (insbesondere Russland, arabische Länder, Lateinamerika, …) und unterscheidet sich durch nichts von einer russischen Berichterstattung über Deutschland.

      So etwas sollte in einer Zeitung, die sich einen seriösen Anstrich, wie die SZ gibt, nicht passieren.

  • Peter

    Du fragst: „Haben die nicht aufgepasst (schlampig) oder wollen die bewusst Daten verdrehen (böswillig)?“

    Ich halte es in diesem Fall mit Hanlon’s Razor: „Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“. I mindestens 95% meiner Projektmanagertätigkeiten trifft man damit genau ins Schwarze.

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